Freitag, 27. Juli 2012

[Männer 3] Danach

Gut, das wird kein schöner Post.
Die Zeit danach. Ich erinnere mich noch an jedes Detail unseres letzten gemeinsamen Wochenendes. Wir hatten Spaß, liefen durch die Stadt, trafen hier und da Freunde von ihm von denen er sich noch verabschieden wollte. Alles wirkte so fern. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es nur noch Stunden waren in denen wir uns hatten.
Am Tag seiner Abreise musste ich arbeiten. Ich beeilte mich und traf ihn um 14 Uhr am Bahnhof. Eigentlich wollte er um 14:30 Uhr den Zug nehmen. Doch es kamen immer neue Gründe aus denen er noch nicht fahren konnte. Dinge, die noch erledigt werden mussten. So kauften wir ihm einen neuen Koffer, da sein alter kaputte Rollen hatte. Wir gingen in Geschäfte und versuchten noch Quittungen für seine Einkäufe zu bekommen, damit er sich die Steuern zurück erstatten lassen konnte. Wir packten seinen Koffer nochmal um und ich nahm ein paar Bücher von ihm mit. Wir kauften dafür noch Süßigkeiten für seine Familie ein. Wir fuhren noch einmal zur Uni. Doch dann war der Zeitpunkt gekommen. Wir standen am Bahnsteig, alles war so abstrakt. Er hat seine Stirn an meine gelehnt, schaute mir in die Augen, nahm meinen Kopf in seine Hände und streichelte meine Wangen. Irgendwann murmelte er nur: Dankeschön. Es war toll diese Zeit mit dir zu teilen. Ein letzter Kuss. Dann ging er in den Zug und stand hinter der Tür. Und die verdammte Bahn ist pünktlich abgefahren. Ein roter Regionalexpress, der nie mehr zurück kehren wird. Seine beste Freundin lief noch mit der Bahn mit. Ich stand nur starr da und konnte nichts fühlen, mich nicht bewegen.

Die nächsten Tage vergingen wie in Trance. In der Arbeit konnte ich mich nicht konzentrieren, sah nur aus dem Fenster und auf die Straßen, wo wir zuvor zusammen entlang gegangen sind. Beim Arzt brach ich fast in Tränen aus, weil ich die 10 € Praxisgebühr vergessen habe. Zuhause lag ich nur im Bett, eingekauert und sah an die weiße Wand. Fand einzelne Haare von ihm auf dem Bettlaken. Verkroch mich unter der Decke. Zwang mich an jede einzelne Berührung von ihm zu denken, folterte mich mit meinen Gedanken selbst.
Immer noch löst jede Vorstellung daran einen anderen Mann zu küssen einen Brechreiz aus. Ich spüre seine Küsse, seine Umarmungen, seine Hände als wären sie da.

In ein oder zwei Jahren fliege ich zu ihm und wir reisen zusammen für ein paar Wochen durch seinen Kontinent.


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