Montag, 23. Juli 2012

[Männer 2] Eine Liebeserklärung

Mein Herz bebt wenn ich an ihn denke. Es zittert, es hüpft, es schreit, es lebt.
Mit meinem Exfreund hatte ich viele erste Male. Doch was er mir nicht geben konnte: das erste Mal richtig, mit allen Symptomen und Nebenwirkungen verliebt zu sein.

Ich lernte ihn ebenfalls in meiner Wohnheims-WG kennen. Er war der beste Freund einer Mitbewohnerin. Ich dachte jedoch, dass er ihr fester Freund sei. Bei einer Party hat er mich dann angetanzt, ohne dass wir jemals zuvor ein Wort geredet haben. Ich fand ihn dreist, war er doch mit meiner Mitbewohnerin zusammen und tanzte dann so mit mir.

Ich muss auf's Klo.
Kommst du wieder?
Jaja.

Weg war ich und ging nach Hause. Zwei Tage später schrieb er mir bei Facebook.

Bist du die Mitbewohnerin von ***? Ich glaube wir haben nie miteinander geredet. Aber wir haben uns auf der Party gesehen. Leider war ich etwas betrunken und habe mich nicht gut benommen. Ich möchte mich entschuldigen und dich auf einen Kaffee einladen, wenn du Lust hast.

Ich war immer noch skeptisch. Überlegte, ob ich überhaupt darauf eingehen sollte. Dann antwortete ich doch kurz und fragte, ob er nicht der Freund von meiner Mitbewohnerin sei. Er lachte (so wie man das im Internet eben kann) und meinte, dass er nur ein guter Bekannter sei. Spontan trafen wir uns im Irish Pub in der Stadt. Und er war toll. Nett, zuvorkommend, lustig, redegewandt. Das alles, obwohl er erst seit einem Jahr deutsch lernt. Er kommt vom anderen Ende der Welt, genau genommen 9.283 km von meinem aktuellen Wohnort entfernt. Und zu dem Zeitpunkt im Pub blieben ihm nur noch 35 Tage in Deutschland. In der Zeit trafen wir uns oft. Beim zweiten Date, der Kuss. Beim dritten schliefen wir miteinander. Danach fühlte ich mich schrecklich. Immer noch hatte ich das Gefühl, dass Sex eine Pflicht sei und kam mir ausgenutzt und minderwertig vor. Ich versuchte es zu überspielen, doch er merkte es mir an. Fragte. Ich antwortete nicht. Er fragte weiter. Ich wich aus. Er hakte nach. Also redeten wir. Und dann rang er mir ein Versprechen ab:

Versprich mir, dass du nie wieder mit jemanden schlafen wirst, wenn du es nicht willst!

Wir hatten nicht viel Zeit miteinander. Aber dafür war sie intensiv. Ich lebte. Ich fühlte mich ernst genommen. Er machte mir Komplimente. Ich fühlte mich wirklich wie seine deutsche Prinzessin. Er akzeptierte es nicht, wenn ich mein Fahrrad selber die Treppen herunter tragen wollte. Manchmal trug er sogar meine Handtasche für mich. Er bekochte mich. Er sang Kinderlieder in seiner Sprache für mich. Wir tanzten. Wir lachten. Wir schliefen eng verschlungen ein. Das erste Mal seit Monaten schlief ich eine Nacht durch ohne aufzuwachen.



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