Montag, 24. September 2012

Schule, Ausbildung, Job - gemeinsame Postreihe

Bei Facebook wurde zu einer gemeinsamen Postreihe zum Thema Schule, Ausbildung und Job aufgerufen. Am Interessantesten fand ich im Rahmen dieser Reihe die Lebensläufe und Zukunftspläne von anderen Menschen. Erstaunlich, wie manche zu ihrem Ziel kommen, was für unterschiedliche Interessen und Herangehensweisen sie haben.
Daher möchte ich auch über meine Zeit nach Abschluss der Schule und meine Erfahrungen berichten.

2009 habe ich mein Abitur gemacht. Ich wusste nicht, was ich studieren sollte, habe mich aber seit meinem Biologieleistungskurs für diesen Themenbereich entschieden. Daraufhin habe ich mich in Deutschland so ziemlich querbeet für Biologie und Biotechnologie beworben. Nach den Zusagen habe ich mich für ein Studium der Pflanzenbiotechnologie in Hannover entschieden. Es ist zwar alles gut verlaufen, aber im Nachhinein hätte ich besser zwei Dinge anders gemacht:

1. Meine Hauptmotivation nach Hannover zu gehen war nicht das Studium (von dessen Inhalt hatte ich kaum eine Ahnung), sondern hauptsächlich der Auszug von Zuhause. Wäre ich in meiner Heimatstadt geblieben, hätte ich auch weiterhin bei meiner Mutter gelebt, worauf ich keine Lust hatte.
Das sollte natürlich kein Grund für die Entscheidung zu einem bestimmten Studiengang sein. Will man unbedingt ausziehen, geht das auch anders.

2. Ich dachte es sei schlau, etwas sehr spezifisches zu studieren. Biologiestudenten gibt es wie Sand am Meer, Pflanzenbiotechnologen allerdings nur 30 pro Jahr in Deutschland, zumindest was die Bachelorstudenten angeht. Ansich keine schlechte Idee, aber dafür war ich auch wirklich von Anfang an auf den Bereich festgelegt. Zum Master können Biologiestudenten fast jede Fachrichtung einschlagen, ich hingegen bin weiterhin stark auf Pflanzen limitiert. Wenn einem die gewählte Fachrichtungen also doch nicht so 100% zusagt (was man vor dem Studium selten weiß), ist es schwer zu wechseln ohne ein paar Semester zu verlieren.

Ich ging also nach Hannover. Das Studium hat mir am Anfang nicht sonderlich gut gefallen. Dazu lassen sich zwei eher widersprüchliche Tips geben:

1. Traut euch zu wechseln. Ich habe mir immer gesagt "Jetzt hast du schon zwei Semester studiert, jetzt kannst du auch gleich vier weitere studieren und deinen Abschluss machen." Je später es wird, desto geringer natürlich die Wahrscheinlichkeit doch noch zu wechseln. Andererseits interessiert es keinen, ob man ein Jahr das "Falsche" studiert hat, solange einem das darauffolgende Studium viel Spaß macht und man gute Leistungen bringt. Immer daran denken: Was ist ein "verlorenes" Jahr gegenüber etlichen Jahren, die man später in dem Beruf verbringt?

2. Auf der anderen Seite ist das Grundstudium einfach oft doof. Man muss viel auswendig lernen, die ganzen Grundlagen in sich hereinprügeln, stupide Sachen wiederholen. Ist man nach ca. vier Semestern erstmal über diese Schwelle hinaus, macht das Studium viel mehr Spaß. Man kann Module wählen, die einen besonders interessieren. Man fängt langsam an eigenständig zu denken, sich an neue Themen heranzuwagen usw. Ab dann macht das Studium deutlich mehr Freude. Manchmal hilft daher auch die Taktik: Augen zu und durch.

Im fünften Semester bin ich nach Schweden gegangen. Das war mit die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Man lernt unglaublich viele Menschen kennen. Man wird aus seinen alten Gewohnheiten gerissen. Man lernt neue Techniken/Denkweisen in seinem Fachbereich kennen. Man erweitert seine sprachlichen Fähigkeiten. Man wächst. Jeder, der mir sagt: Methoden sind überall gleich, ich brauche nicht ins Ausland zu gehen, dem kann ich nur sagen: Blödsinn. So etwas kann nur jemand sagen, der immer an der gleichen Universität geblieben ist.

Nach dem 5. Semester habe ich sieben Monate an meiner Bachelorarbeit im Labor gearbeitet. Dann bin ich ab nach Dänemark. Das war meine bisher beste Entscheidung im Studium. Die Uni ist toll, man hat viele Kurse zu Auswahl, man lernt mehr während des Semesters und hat entschärfte Klausurenphasen, und kommt raus aus der verstaubten deutschen Uni. Zumindest in meinem Institut war Internationalität ein Fremdwort. Die meisten haben sowohl ihren Bachelor, Master und Doktor im gleichen Institut gemacht. Für mich nicht nachvollziehbar. Man muss die Chance die Welt zu erkunden nutzen, solange man sie hat. Und keine Zeit ist besser dafür geeignet als das Studium/die Jugend. In vielen Fachbereichen ist englisch auch unerlässlich. In meinem Fall, der Pflanzenbiotechnologie, ist ca. 96% der Fachliteratur in englisch geschrieben. Und die Sprache lernt man nun mal am Besten, wenn man sie anwendet. Und zwar nicht nur im Studium, sondern auch in der Freizeit.

Falls noch Fragen bestehen, z.B. zu meinem Studium, meinem Auslandsaufenthalt oder meiner Bewerbung für das Masterstudium: Immer her damit.

Die etwas jüngeren Leser interessiert wahrscheinlich eher der gestrige Beitrag von Chiara. Dort hat sie über die Kurswahl in der Oberstufe und ihre Zukunftspläne berichtet. Interessant vor allen Dingen, da sie in Richtung Technomathematik gehen möchte, was sowohl als Mädchen als auch als Blogger wohl eher ein ungewöhnlicher Studienwunsch sein dürfte. Aber klingt spannend!

Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß morgen bei Jessica.

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen: Leute, geht raus in die Welt und seht sie euch an! 

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